Die Vorstandswoche – CEO Jens Körner im Gespräch
Zurück zur ÜbersichtDie Vorstandswoche Nr. 98 vom 01.08.2017 – ad pepper hat Künstliche Intelligenz im Portfolio
Die Aktienexperten von “Vorstandswoche.de” nehmen in einer aktuellen Aktienanalyse die Aktie von ad pepper media International N.V. unter die Lupe.
Die ad pepper media Gruppe ist wieder voll da. Nach einem verhaltenen Jahresauftakt, das Q1 war zudem noch von negativen Einmaleffekten beeinflusst, feierte das Unternehmen im 2. Quartal das beste Drei-Monatsergebnis seit über 10 Jahren. Der Umsatzzuwachs nimmt darüber hinaus weiter Fahrt auf. Das Wachstum lag im Q2 bei über 25 % und führte zu einem Rekordumsatz von rund 17.5 Mio. Euro. Beim EBITDA wurde ein Gewinn von über 0.7 Mio. Euro erzielt.
Die Marge der operativen Segmente: Rund 10 %! Alle 3 Geschäftsbereiche, ad pepper media, Webgains und ad agents entwickeln sich sehr erfreulich. „Unser Quartal ist erfreulich verlaufen. Wir sind zufrieden und auf einem guten Weg. Vor allem im Bereich ad agents und ad pepper media sind wir sehr stark gewachsen und erzielen in diesen Einheiten zum Teil deutlich zweistellige Margen“, sagt uns Firmenchef Jens Körner im Hintergrundgespräch. Die Einheit Webgains ist ebenfalls wieder auf Kurs. Dennoch leidet Webgains beim Umsatz in Euro unter der Schwäche des britischen Pfunds. Währungsbereinigt lag das Umsatzplus bei 24 %. Beim Ertrag gibt es aufgrund der Kostenstruktur in Pfund keine negativen Auswirkungen. Zudem konnten die Anpassungen der Konditionen eines größeren US-Kunden inzwischen verarbeitet werden, der bereits seit 5 Jahren Kunde der Gesellschaft ist.
Webgains ist weiterhin eines der am schnellst wachsenden Affiliate Marketing Netzwerke. Das Unternehmen investiert zusammen mit IBM Watson beispielsweise in Künstliche Intelligenz. Ziel ist es, prospektive und maßgeschneiderte Werbung mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz in die Zukunft hineinzuschreiben. Ein erstes Produkt soll noch in diesem Jahr vorgestellt werden. Weitere Produkte folgen. Läuft eines der Produkte bei Referenzkunden (Anm. JK: Info ist nicht öffentlich) erfolgreich, kann das IBM Watson Siegel verwendet werden. „Das wollen wir schnellstmöglich erreichen.“ Ab dem Jahr 2018 soll sich die Zusammenarbeit mit IBM Watson bereits auszahlen. Mittelfristig strebt der Firmenchef für die gesamte Gruppe weiterhin eine EBITDA-Marge von 10 % an. Sollte Webgains mit IBM Watson erfolgreich sein, ist eine Profitabilität in dieser Größenordnung drin. In den anderen beiden Bereichen wird eine zweistellige -Marge schon erreicht bzw. befindet sich auf gutem Wege dahin. 2018 sollte das EBITDA die Marke von 2 Mio. Euro mindestens knacken.
Nach Ablauf des 1. Halbjahres 2017 liegt das EBITDA der Gesellschaft bei 0.5 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr rechnet Körner unverändert mit einem EBITDA zwischen 1 und 1.5 Mio. Euro sowie einem Umsatz von 65 Mio. Euro. Aufgrund des starken 2. Quartals hätten wir uns über eine Anhebung der Ergebnisprognose nicht gewundert. Körner bleibt allerdings noch zurückhaltend. „Im Online-Werbemarkt ist das Q3 traditionell kein gutes Quartal. Wir bemühen uns, dass wir zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis erreichen. Damit wären wir sehr zufrieden“, erklärt der CEO. Sehr stark ist traditionell das Schlussquartal. Wie stark dies ausfallen wird, kann Körner derzeit noch nicht abschätzen, weshalb es für eine Anhebung der Prognose noch zu früh ist. Nach Ablauf des 3. Quartals gehen wir davon aus, dass ad pepper im Gesamtjahr 2017 mindestens die obere Bandbreite der EBITDA-Erwartung erreicht oder diese sogar noch übertrifft.
Die börsennotierte ad pepper Gruppe agiert über den 3 Geschäftsbereichen als Holding. Das Unternehmen hat derzeit knapp 19 Mio. Euro in der Kasse und keine Schulden. Zudem befinden sich rund 10 % der Aktien im Eigenbesitz. Körner würde am liebsten zukaufen, um das Geschäft weiter auszubauen. „Wir schauen uns intensiv um. Allerdings sind die Bewertungsvorstellungen der Verkäufer sehr hoch. Bei Multiples von mehr als 10 auf Basis EBITDA müssen wir nicht mehr mitspielen. Das macht wenig Sinn.“ Es könnte durchaus sein, dass das Unternehmen im aktuellen Marktumfeld opportunistisch agiert und sich von dem einen oder anderen Geschäftsbereich trennt. „Wir haben in der Vergangenheit immer wieder Beteiligungen der Holding verkauft. Bei einem sehr guten Angebot, werden wir dies jedenfalls prüfen“, so Körner. Wettbewerber könnten durchaus heiß auf die Einheit ad agents sein. Das Unternehmen ist eine SEA & SEO Digitalagentur und profitiert zuletzt stark vom Bereich Amazon Services. Vergleichbar ist die Einheit beispielsweise mit SinnerSchrader. SinnerSchrader ist natürlich deutlich größer als ad agents. Diese Firma wurde jüngst von Accenture mehrheitlich aufgekauft. Sollte ad agents ebenfalls veräußert werden, würde die Kasse von ad pepper einen deutlichen Sprung nach oben machen.
Sollte sich Körner gegen einen Zukauf und für einen Verkauf einer Einheit entscheiden , wäre eine Sonderausschüttung durchaus eine Option. Als holländische Gesellschaft kann das Unternehmen weiter eigene Aktien zurückkaufen und den aktuellen Anteil von 10 % weiter ausbauen. „Wir diskutieren diese Option immer wieder. Bisher haben wir dazu noch keinen Beschluss gefasst.“ Aus Investorensicht wäre dies wünschenswert. Wünschenswert wäre zudem, wenn das Unternehmen noch ein weiteres Research von einer Bank erhält und zudem den aktuellen Designated Sponsor austauscht. Unsere Kaufempfehlung von Anfang April bei Kursen von unter 2 Euro hat sich bestens bezahlt gemacht. Die Rallye in der Aktie hat wieder Fahrt aufgenommen und wird weitergehen. Bis 2.50 Euro raten wir nochmals zum Kauf. Kurse von mindestens 3 Euro sollten auf Sicht von 6 Monaten drin sein.