Eine digitale Zeitreise ins Jahr 1999

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Dr. Jens Körner, CEO der ad pepper media group, blickt zurück bis auf das Gründungsjahr der Gesellschaft und reflektiert über die Erfolgsbewertung von Digitalunternehmen.
1999 schaltete die Deutsche Telekom die ersten DSL-Anschlüsse in Deutschland für den Endkundenmarkt frei. Für die meisten Menschen war allerdings weiterhin das schrill piepsende 56k-Modem die Eintrittskarte ins Internet. Telefonieren und gleichzeitig surfen? Fehlanzeige! Angesichts der Downloadraten war man mitunter stundenlang telefonisch nicht erreichbar.

Man „googelte“ nicht, sondern surfte bei AltaVista, Lycos oder Yahoo. Google war noch ein kleines Start-up mit, im Vergleich zu heute, mickrigen 500.000 Suchanfragen pro Tag. Erst im September 1999 beendete Google seine Testphase und entstieg dem Beta–Status. In den USA waren gerade einmal acht Millionen Teenager online. Unter den Top 3 Websites befanden sich Backstreetboys.com und Nsync.com.

Amazon und Alibaba erblicken das Licht der Welt
Alibaba wurde 1999 vom Englischlehrer Jack Ma ins Leben gerufen. Auf der anderen Seite des Pazifiks befand sich Amazons damaliger Firmensitz in Seattle in der gleichen Straße wie ein Pfandleiher, ein Porno-Kino und ein Treff zum Umtausch von benutzen Heroinnadeln. Fünf Jahre zuvor, also 1994, wurde Amazon gegründet und der Begriff „New Economy“ erstmals erwähnt. Im gleichen Jahr erfolgte der erste dokumentierte Online-Sale. Es war eine CD.

Der Online-Kauf war gleichzeitig die Geburtsstunde des ersten kommerziellen Affiliate Programms. Das erste Affiliate-Netzwerk mit dem Namen „Commission Junction“ gründeten fünf Studenten dann 1998/99. Social Media steckte noch in den Kinderschuhen, es existierten genau 23 Blogs im World Wide Web. Ach ja, und dann gab es noch das Jahr-2000-Problem (Y2K). Viele fürchteten sich vor einem „Weltgericht“ und dem Ende der IT-Zivilisation zur Jahrtausendwende. Es kam glücklicherweise anders.

Kampf ums Überleben in der digitalen Szene
Heute, im Jahr 2019, kommen uns viele dieser Erinnerungen recht seltsam vor. Ob Unternehmen, Technologie oder Musikbands: Vieles, was das Leben der Menschen 1999 prägte, ist heute längst überholt und nur noch in den Geschichtsbüchern zu finden. Das Rad der Entwicklung dreht sich so schnell wie nie, heute stellt die Digitalisierung Unternehmen aus jeder Branche vor enorme Herausforderungen und fordert eine hohe Anpassungsfähigkeit. Innerhalb der Digitalbranche ist der Innovations- und Disruptionsdruck dabei besonders hoch.

Viele Unternehmen, die einst im Rampenlicht standen, sind von der Bildfläche verschwunden. Im Jahr 1999 beispielsweise schafften so viele Internetunternehmen wie noch nie zuvor den Gang auf das Frankfurter Börsenparkett. Einstige digitale Pioniere wie Endemann Internet AG (gilt als Deutschlands erste Suchmaschine) gehörten genauso dazu wie WWL Internet und Web.de. Im Jahr darauf folgten Lycos Europe, Adlink Internet Media, Pixelweb, Letsbuyit.com und viele andere. Nur wenige Namen werden Lesern dieser Zeilen noch ein Begriff sein. Selbst von ehemaligen Internetgiganten wie Yahoo! ist heute kaum noch die Rede.

Survivorship Bias verzerrt die Erfolgsbewertung
Mal abgesehen von unzähligen Start-ups, die den Schritt auf die ganz große Bühne nie geschafft haben, zeigt der Vergleich: Wer in unserer Branche über Jahrzehnte überlebt, hat vermutlich einen guten Job gemacht – auch wenn er nicht zu den ganz großen und bekannten Namen zählt. Vor allem, wenn man sich das Phänomen des „Survivorship Bias“ vor Augen führt: Es beschreibt den Fehlschluss, die Erfolgsaussichten zu überschätzen, weil erfolgreiche „Überlebende“ naturgemäß sichtbarer und somit präsenter sind als erfolglose „Verstorbene“. Soll heißen, jeder kennt die fabelhaften Geschichten von Google, Amazon & Co. An Endemann Internet, Lycos Europe und Pixelweb erinnert sich hingegen kaum jemand.

Doch auch unter den „Überlebenden“ gibt es zahlreiche Spieler, die seit Jahren oder Jahrzehnten mehr oder weniger im Verborgenen existieren. Sie haben vielleicht keinen Suchmaschinen-Algorithmus erfunden oder das enorme Potenzial der Plattformökonomien richtig eingeschätzt. Doch allein die Entscheidung, in den digitalen Markt zu investieren, war vor 20 Jahren eine goldrichtige. Die Werbespendings folgen den Nutzern dabei mit ungebremster Geschwindigkeit und verlagern sich somit immer mehr in Richtung der digitalen Medien. Die meisten Prognosen haben das Wachstum zum Teil deutlich unterschätzt. Mit einem geschätzten Gesamtvolumen des digitalen Werbemarktes von knapp 10 Mrd. Euro im Jahre 2018 allein in Deutschland hat sich „Online-Werbung“ mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Werbemix etabliert. Insgesamt hat sich damit der Markt für digitale Werbung allein seit 2011 nahezu verdoppelt.

Wohin bewegt sich die digitale Werbebranche?
Werbung im Internet ist wie keine andere Werbeform messbar und daher hocheffizient. Und die Branche wird dabei immer beratungs- und technikaffiner. In den ersten Jahren nach der Gründung von ad pepper stellten wir den einen oder anderen Mitarbeiter ein, der zuvor Lebensversicherungen oder Kleinanzeigen in Gelbe-Seiten-Büchern verkauft hat. Fertig ausgebildete „Onliner“ gab es schlichtweg nicht. Heute benötigt man nicht selten komplett ausgebildete Data Scientists und digitalaffine Unternehmensberater. Gerne auch promoviert. Denn der Werbetreibende steht vor einem Wust an Daten, die er versucht zu verstehen und richtig zu interpretieren.

Online-Marketing ist darüber hinaus heute mehr denn je „Performance Marketing“. Das heißt es geht den meisten Kunden darum, ihre jeweiligen Werbeerfolgsziele durch messbare Kampagnen über alle Endgeräte zu steigern. Wir müssen diesen Anforderungen an zeitgemäße Digitalwerbung mit unserer Unternehmensstruktur Rechnung tragen. Wem das immer wieder gelingt, der wird mit der rasanten digitalen Entwicklung Schritt halten und nachhaltig erfolgreich sein.

 

Über den Autor
Dr. Jens Körner ist seit März 2017 CEO und alleiniger Vorstand der ad pepper media International N.V., der börsennotierten Holdinggesellschaft mit Spezialisierung auf Performance Marketing. Davor gehörte er dem Vorstand bereits seit November 2006 als CFO an.

Über ad pepper media International N.V.
Die ad pepper media International N.V. ist eine führende, international agierende Unternehmensgruppe für innovative Online-Marketing Lösungen. Die Gruppe vereint drei Geschäftsbereiche mit unterschiedlichen Spezialisierungen im Bereich Performance Advertising: Webgains (Affiliate Marketing), ad pepper media (Lead Generation/Audience Targeting) und ad agents (Full Service Agentur). 200 Mitarbeiter sind an weltweit 8 Standorten für die Gruppe tätig. Die Holdinggesellschaft wurde 1999 gegründet und vollzog ein Jahr später ihren Börsengang im Qualitätssegment „Prime Standard“ der Frankfurter Börse.